Ein Paradies für Segler und Hobbymatrosen

Ein Paradies für Segler und Hobbymatrosen
Glutrot taucht die untergehende Sonne in das Schilf des Peenestroms ein, hinterlässt am Himmel ein Farbspektakel aus Rot-, Orange- und Lila-Tönen. Durch die abendliche Stille gleitet leicht wie eine Feder die Weiße Düne in den kleinen idyllischen Hafen von Karlshagen hinein. Der Reiher, der vorne auf der Mole sitzt, begrüßt den wunderschönen Segelschoner mit einem Krächzen.
„Es gibt nichts Schöneres, als an solchen Abenden mit meiner Frau auf dem Boot zu sitzen und diesen Anblick zu genießen“, schwärmt Matthias Friedrich. Seit vier Jahren sind der Heringsdorfer und seine Frau passionierte Segler. Ihr kleiner Motorsegler „Ole Marie“ liegt jedes Jahr wieder im Karlshagener Hafen.
Warum Karlshagen?
In einer Ausbuchtung am Ostufer des Peenestroms gelegen, hat sich der Yachthafen Karlshagen mit seinen 112 Liegeplätzen in den vergangenen Jahren zu einem der beliebtesten Häfen der Insel Usedom gemausert. Segler und Motoryachten legen hier an, aber auch Fahrgastschiffe wie der Segelschoner Weiße Düne oder die MS Astor der Ückeritzer Personenschiff-Fahrt. Der Hafen ist Ausgangspunkt für Schiffstouren zu den Robbenbänken im Greifswalder Bodden, zur Oie oder auf die Peene. Und es gibt noch immer ein paar Fischer, die hier im Hafen mit ihren Kuttern und Booten täglich frischen Fisch an Land bringen.
Fischer wie Lothar Ehmke, der für viele schon zum Hafeninventar gehört. Kein Wunder. Seit 1972 ist er Fischer im Hafen von Karlshagen. Mittlerweile ist er 66 Jahre alt und Rentner. Trotzdem fährt er noch immer jeden Tag zum Fischen raus. Jetzt allerdings nicht mehr – wie seine beiden Kollegen Kalle Neumann und Tommy Fisch – als Berufsfischer, sondern als Hobbyfischer. „Was soll ich zuhause rumsitzen und mich langweilen. Hier habe ich immer was zu tun“, sagt er und erzählt von früher, als der Karlshagener Hafen noch ein riesiges Fischverarbeitungskombinat war und die 33 Fischkutter in Zweier-Reihen an der Kaimauer lagen.
Heute ist daraus eine richtige Hafenidylle geworden, mit einer Flaniermeile bis an die Mole und mehreren Restaurants. Den frischesten Fisch gibt’s bei Ehmkes Fischhandel. Der hat inzwischen Kultstatus. Obwohl es dort noch ein bisschen zugeht wie zu Ostzeiten. „Da wird noch wie in der DDR auf die Klingel gedrückt, wenn das Fischbrötchen oder der Backfisch fertig ist“, weiß der Hafenmeister Tino Richter. Ehmke ist urig und im Sommer stehen die Menschen Schlange vor seinem Laden. Ein weiterer Tipp des Hafenmeisters: „Der Veermaster auf der anderen Hafenseite. Der macht auch sehr guten Fisch, aber eben doch ein bisschen gediegener.“ Er schmunzelt.
Tino Richter ist seit vier Jahren Hafenmeister von Karlshagen. „Mein absoluter Traumberuf.“ sagt er. Der gelernte Bootsbauer braucht Wasser um sich. „Sonst bin ich nicht glücklich.“ Für die Anleger ist er die Seele des Hafens. „Für seine Gäste tut er fast alles. Hat immer einen Rat, wenn man ihn braucht“, sagt Matthias Friedrich. So wie Matthias Friedrich haben viele Einheimische ihr Boot in Karlshagen liegen. Man ist schnell auf der Ostsee, die sanitären Anlagen sind modern, die Wasserschutzpolizei liegt ebenfalls hier, es gibt einen Fahrradverleih und im Ort alles, was Seemänner und Seefrauen so brauchen.
Der Hafen sowie der angrenzende Peenestrom haben, wie der Bootseigner Thomas Holtz verrät, noch einen Vorteil: „Es sind fantastische Angelreviere. Barsch, Hering, Hornhecht, Zander – ein Traum.“
Text von Sandra Grüning